VerspĂ€tete Zahlungen können fĂŒr kleine als auch groĂe Unternehmen zu echten Kopfschmerzen fĂŒhren: Der Cashflow wird gestört, das Wachstum behindert und im schlimmsten Fall belastet das Scheiben von Mahnungen die Beziehung zu Kunden. Um das zu verhindern, muss die Mahnung im richtigen Ton und zur richtigen Zeit geschrieben werden. Dieser Leitfaden zum Mahnwesen hilft dir dabei.
Wir zeigen dir alle Dos and Donâts fĂŒr den Inhalt von Zahlungserinnerungen und stellen dir eine Vorlage zur VerfĂŒgung, mit der du eine freundliche Mahnung schreiben kannst. AbschlieĂend haben wir auch noch einige Tipps und Tricks fĂŒr dich parat, damit du zum wahren Experten fĂŒr einen effizienten Ablauf im Mahnwesen wirst.
Was ist das Mahnwesen?
Bevor wir dir helfen, eine Mahnung zu schreiben, frischen wir erst dein Grundwissen zum Mahnwesen auf. Im Mahnwesen beschĂ€ftigst du dich mit der Verwaltung und PrĂŒfung von ausstehenden Zahlungen sowie den möglichen Konsequenzen. Ist die Zahlung eines Kunden ĂŒberfĂ€llig, startet der sogenannte Mahnlauf mit der ersten Mahnstufe.
Was ist das Ziel einer Mahnung?
Die Mahnung oder Zahlungserinnerung ist ein Schreiben, oft in Form eines Briefs oder einer E-Mail, die von einem GlĂ€ubiger (Unternehmen) an einen Schuldner (Kunden) gesendet wird. Aus rechtlicher Sicht ist eine Mahnung (egal ob schriftlich oder mĂŒndlich) notwendig, um den Schuldner förmlich in Verzug zu setzen, wenn er nicht fristgemÀà bezahlt. Aus BeweisgrĂŒnden wird allerdings die schriftliche Form empfohlen. In der Regel handelt es sich dabei um freundliche Zahlungserinnerungen, die die Schuldner an ihre finanzielle Verpflichtung erinnern sollen. Der zuerst sanfte Ton wird von Mahnstufe zu Mahnstufe fordernder und dringlicher.
Was ist der Unterschied zwischen Zahlungserinnerung und Mahnung?
Kurz gesagt: Es gibt keinen Unterschied. Rechtlich gesehen ist eine Zahlungserinnerung dasselbe wie eine Mahnung, solange sie eine klare Zahlungsaufforderung beinhaltet. Der wirkliche Unterschied liegt nur im Ton. âZahlungserinnerungâ ist schlichtweg ein freundlicherer Begriff als âMahnungâ und wird deswegen vor allem bei der ersten Mahnstufe bevorzugt verwendet.
Wie schreibt man eine Zahlungserinnerung? (Vorlage)
Die Basics zum Mahnwesen sind geklĂ€rt, jetzt ist es an der Zeit, eine Mahnung zu schreiben. Bevor wir dir unsere Vorlage fĂŒr eine Zahlungserinnerung zeigen, hier noch ein paar generelle Dinge, auf die du achten solltest:
- Wie formuliere ich eine Zahlungserinnerung richtig?
Eine gut geschriebene Zahlungserinnerung hĂ€lt die Balance zwischen freundlichem VerstĂ€ndnis und bestimmter Forderung. Sei direkt, nimm aber auch RĂŒcksicht auf die Situation deiner Kunden und passe deinen Ton je nach Mahnstufe an. - In welcher Form sendet man eine Zahlungserinnerung?
Eine Zahlungserinnerung per E-Mail ist die gĂ€ngigste und einfachste Form eines Mahnschreibens. Wenn du Software als Dienstleistung anbietest, kannst du auch In-App-Benachrichtigungen wie Banner oder Pop-ups verwenden, um deinen Kunden an seine offene Zahlung zu erinnern. Das Versenden eines Mahnschreibens per Post hingegen ist eine relativ veraltete Methode. Allerdings kann eine letzte Mahnung im Briefkasten die Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit der Situation unterstreichen, bevor rechtliche Schritte eingeleitet werden. - Ab wann darf ich MahngebĂŒhren verrechnen?
MahngebĂŒhren sind laut §§ 280, 286 BGB nur zulĂ€ssig, wenn ein bereits in Verzug geratener Schuldner trotz Mahnung nicht bezahlt. Bei der ersten Mahnung bzw. Zahlungserinnerung darf also keine MahngebĂŒhr erhoben werden. Nur in AusnahmefĂ€llen gerĂ€tst du auch ohne Mahnung in Verzug. Und zwar wenn auf der Rechnung bzw. im Vertrag ein FĂ€lligkeitsdatum nach dem Kalender gesetzt ist (z.B. bei der Miete) oder wenn im Gesetz festgelegt ist, wann du zahlen musst (z.B. bei Steuern). - Wie hoch dĂŒrfen MahngebĂŒhren sein?
Es gibt zwar keine gesetzliche Obergrenze fĂŒr MahngebĂŒhren, trotzdem darf die Höhe der GebĂŒhr nicht pauschal berechnet werden. Stattdessen darfst du nur die tatsĂ€chlich entstandenen Kosten durch Porto sowie Papier- und Druckkosten verrechnen. Verwaltungskosten gehören nicht dazu. - Wie hoch dĂŒrfen Verzugszinsen sein?
Du darfst laut § 288 Abs.1 S.2 BGB den Basiszinssatz plus weitere fĂŒnf Prozent verrechnen, wenn dein Kunde ein Verbraucher ist. Und bei B2B-GeschĂ€ften darfst du 9 Prozent zusĂ€tzlich zum Basiszinssatz auf den offenen Betrag aufschlagen.
Hast du alle Grundlagen und Vorschriften abgedeckt? Dann mach weiter und erstelle dein Mahnschreiben mit Hilfe dieser Vorlage fĂŒr eine freundliche Zahlungserinnerung:
[Dein Logo]
[Firmenname | Adresszeile 1 | Adresszeile 2]
[Name des Kunden]
[StraĂe, Hausnummer]
[Postleitzahl, Ort]
Kundennummer: [1234] | Rechhnungsnummer: [6789] | Rechnungsdatum: [TT.MM.JJJJ]
Zahlungserinnerung
Rechnung #[Rechnungsnummer] vom TT.MM.JJJJ
Sehr geehrte(r) [Anrede + Name des Kunden],
leider konnten wir fĂŒr die oben genannte Rechnung [6789] vom [TT.MM.JJJJ] keinen Zahlungseingang bis zum vereinbarten Zahlungstermin feststellen.
Im hektischen Alltag kann dies durchaus passieren, weshalb wir Sie freundlich darum bitten, den offenen Betrag von ⏠[Betrag] spĂ€testens bis zum [TT.MM.JJJJ] zu begleichen. Unsere Zahlungsdetails finden Sie am Ende dieses Schreibens sowie in der ursprĂŒnglichen Rechnung.
Sollten Sie den offenen Betrag bereits beglichen haben, können Sie dieses Schreiben als gegenstandslos betrachten.
Wir verstehen, dass unvorhergesehene UmstÀnde Ihre finanzielle Situation beeinflussen können. Wenn dies der Fall ist, wenden Sie sich bitte so bald wie möglich telefonisch unter +49 123456789 oder per E-Mail an beispiel@mustermahnung.de, damit wir gemeinsam eine geeignete Lösung finden können.
Zahlungsdetails:
Rechnungsnummer: [Rechnungsnummer]
Rechnungsdatum: [Rechnungsdatum]
Neues FĂ€lligkeitsdatum: [FĂ€lligkeitsdatum]
Offener Betrag: ⏠[Ausstehender Betrag]
ZahlungsempfÀnger: [Dein (Firmen)Name]
IBAN: [IBANXXX]
BIC / SWIFT-Code: [BICXSWIFT]
Mit freundlichen GrĂŒĂen,
[ggf. Name Kontaktperson]
[Name Unternehmen]
[Kontaktinformation]
Denke daran, diese Vorlage mit deinen eigenen Firmendetails anzupassen, einschlieĂlich der Rechnungsnummer, des FĂ€lligkeitsdatums, des offenen Betrags und der Zahlungsmethoden. Du kannst dem Schreiben auch eine Rechnungskopie beifĂŒgen, um sicherzustellen, dass dein Kunde alle nötigen Informationen hat.
Timing und Ablauf im Mahnwesen
Dieser Vorlage ist eine gute Grundlage, um deine erste Mahnungen zu schreiben. Doch auch das Timing, Ablauf und der Ton sind im Mahnwesen entscheidend, da Zahlungserinnerungen je nach Mahnstufe ernster und fordernder werden.
Im besten Fall musst du erst gar keine Mahnung schreiben. DafĂŒr empfehlen wir dir, eine erste Erinnerung 2â3 Tage vor dem FĂ€lligkeitsdatum zu senden. Hierbei handelt es sich nur um eine kurze Erinnerung, die du in deinem Rechnungsprogramm automatisch versenden kannst. Offensichtlich kannst du hier noch keine MahngebĂŒhren erheben, aber du kannst ĂŒberfĂ€llige Zahlungen durch schlichtes Vergessen verhindern.
Wenn dein Kunde immer noch nicht rechtzeitig bezahlt, kannst du mit dem tatsĂ€chlichen Mahnverfahren beginnen. Drei offizielle Zahlungserinnerungen gelten in den meisten LĂ€ndern und Branchen als Standard. Danach kannst du rechtliche Schritte einleiten oder ein externes InkassbĂŒro beauftragen.
Erste Mahnstufe
Normalerweise wird das erste Mahnschreiben kurz nach dem FĂ€lligkeitsdatum verschickt. Eine gĂ€ngige Praxis ist es, die erste Zahlungserinnerung etwa 7â10 Tagen nach dem FĂ€lligkeitsdatum zu senden. In diesem Stadium bewahrst du einen freundlichen Ton und gehst davon aus, dass die verspĂ€tete Zahlung unbeabsichtigt ist. Die oben stehende Vorlage ist ideal dafĂŒr geeignet. Dein Ziel ist es, den Kunden zur Zahlung anzuregen, wĂ€hrend du die Beziehung zum Kunden aufrecht erhĂ€ltst.
Du kannst bereits eine angemessene MahngebĂŒhr und/oder Verzugszinsen hinzufĂŒgen, aber in der Regel reicht eine einfache Erinnerung aus.
Zweite Mahnstufe
Wenn die erste Erinnerung keine Ergebnisse bringt, ist es an der Zeit fĂŒr einen etwas bestimmteren Ansatz. Du kannst die zweite Mahnung etwa 14â21 Tage nach dem FĂ€lligkeitsdatum schreiben. Passe deinen Ton an, indem du etwa den sanften Betreff âZahlungserinnerungâ mit dem bestimmteren âMahnungâ oder âZahlungsaufforderungâ ersetzt. ErwĂ€hne die bereits vorgegangene Erinnerung und betone die Dringlichkeit der Zahlungsaufforderung, zum Beispiel durch das Verrechnen von MahngebĂŒhren und/oder Verzugszinsen.
FĂŒr den Fall, dass dein Kunde aufgrund von LiquiditĂ€tsproblemen Schwierigkeiten mit der Zahlung des ausstehenden Betrags hat, kannst du neue Zahlungsbedingungen verhandeln. zu zahlen. Weise darauf hin, dass du VerstĂ€ndnis fĂŒr die UmstĂ€nde hast und gibt die Kontaktdaten einer Ansprechperson in deiner Finanzabteilung an oder biete direkt eine flexible Zahlungsmethode an. Dazu zĂ€hlt etwa eine Ratenzahlung oder das HinzufĂŒgen des ausstehenden Betrags zu(r) folgenden Rechnung(en), wenn du im Rahmen eines Abonnements abrechnest.
Dritte Mahnstufe (letze Mahnung)
Die letze Mahnung ist das finale Schreiben vor der Einleitung von rechtlichen Schritten oder der Beauftragung eines InkassobĂŒros. Sende die letzte Mahnung etwa 30â60 Tage nach dem FĂ€lligkeitsdatum. Mache deutlich, dass dies dein letzter Versuch ist, die Angelegenheit freundlich zu begleichen und verwende den Betreff âletzte Mahnungâ oder âletzte Zahlungserinnerungâ. FĂŒge eine finale Zahlungsfrist hinzu und erklĂ€re die Konsequenzen bei Nichtbeachtung, wie das Einleiten von rechtlichen Schritte oder die Weitergabe der Angelegenheit an ein InkassobĂŒro.
Rechnungs- und Mahnwesen vereinfachen
NatĂŒrlich kannst du deine Mahnungen manuell schreiben und versenden, das kann allerdings zur zeitaufwĂ€ndigen Aufgabe werden und ist heutzutage wirklich nicht mehr notwendig. Optimiere deinen Prozess im Rechnungs- und Mahnwesen durch die folgenden Tipps und spar dir den Aufwand:
- Smarte Rechnungs- und Buchhaltungsprogramme
Intelligente Tools fĂŒr Buchhaltung und Rechnungsverwaltung bieten Funktionen zum automatischen Senden von Zahlungserinnerungen. Diese Programme könnenfĂŒr dich Benachrichtigungen per E-Mail an deine Kunden senden, die einem vordefinierten Zeitplan folgen. Oft kannst du auch verfolgen, wann die Rechnung oder Zahlungserinnerung gesendet wurde, ob der EmpfĂ€nger die E-Mail geöffnet hat und direkt sehen, ob der Betrag bereits beglichen wurde. - Verwende Online-Kundenportale
Klar ist es wichtig, dass du eine gute FinanzĂŒbersicht hast. Gib deinen Kunden einen ebenso guten Ăberblick, indem du ein persönliches Kundenportal einrichtest, das ĂŒber einen gesicherten Link zugĂ€nglich ist. Hier kannst du alle offenen sowie bezahlten Rechnungen auflisten. Einige Tools wie TimeChimp bieten auch die Möglichkeit, einen Genehmigungs- und Freigabeprozess fĂŒr die von dir erbrachten Dienstleistungen zu implementieren. So erfasst du einfach deine Arbeitszeiten und Kosten fĂŒr ein Projekt und deine Kunden erhalten eine Benachrichtigung, dass die EintrĂ€ge zuerst genehmigt werde mĂŒssen, bevor sie zur Rechnung hinzugefĂŒgt werden. Auf diese Weise vermeidest du auch verspĂ€tete Zahlungen aufgrund von Fragen oder Beschwerden ĂŒber vermeintlich fehlerhafte Rechnungen. - Klare Zahlungsbedingungen und Vereinbarungen
Lege klare Zahlungsbedingungen und Vereinbarungen zu Beginn deiner GeschĂ€ftsbeziehung fest und kommuniziere sie. Die einfachste Lösung ist es, detaillierte Informationen zu Zahlungsbedingungen, Mahnungen und eventuellen Verzugszinsen oder MahngebĂŒrhen in den allgemeinen GeschĂ€ftsbedingungen auf deiner Website festzuhalten. Dann kannst du ganz einfach beim Abschluss eines Kaufvertrags auf diese Zahlungsbedingungen in den AGB hinweisen. So informierst du deine Kunden ausreichend und hast auch eine solide rechtliche Grundlage, wenn Streitigkeiten auftreten. - Biete flexible ZahlungsplĂ€ne an
In einigen FĂ€llen können Kunden möglicherweise Schwierigkeiten haben, Zahlungen vollstĂ€ndig zu begleichen. Mach dir Gedanken, ob du flexible ZahlungsplĂ€ne anbieten kannst, damit deine Kunden ihre Schulden in ĂŒberschaubaren Raten begleichen können. So kannst du die Kundenbeziehung aufrechterhalten und den offenen Betrag im Laufe der Zeit zurĂŒckzugewinnen, ohne den Kunden zu verlieren.
In der GeschĂ€ftswelt sind verspĂ€tete Zahlungen eine bedauerliche RealitĂ€t. Indem du deine Mahnung im richtigen Ton schreibst und zum richtigen Zeitpunkt versendest, kannst du offene BetrĂ€ge zeitnah erhalten und eine gute Kundenbeziehung aufrechterhalten. Klare Zahlungsbedingungen in den AGB, das Verwenden von Kundenportalen sowie das Anbieten von flexiblen ZahlungsplĂ€nen können deine Rechnungsverwaltung bereits so weit verbessern, das du ĂŒberhaupt keine Mahnungen schreiben musst. Hinken deine Kunden immer noch bei ihren Zahlungen hinterher? Dann automatisiere deinen Workflow im Mahnwesen mit einem intelligenten Abrechnungstool, das automatische Zahlungserinnerungen sendet. So kannst du dich auf das, was du am besten kannst â dein Unternehmen wachsen zu lassen.